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Hitzdorf, wie es einmal war!

Willi Erdmann, Schweinfurt 1989 (geb. 17.10.1914 in Hitzdorf)

 

Hitzdorf soll früher einmal Hessendorf genannt worden sein. Da die Leute sehr maulfaul waren, nannten sie es einfach Hitzdorf. So habe ich es in meiner Schulzeit gelernt.

Das Dorf war von zwei Seen umgeben, die jeden Winter zufroren, so dass sogar mit Pferden und Wagen über die Seen gefahren werden konnte. Dass Kinder oder Erwachsene auf dem Eis eingebrochen sind, ist mir nicht bekannt. Schlittschuhe hat es zu der Zeit selten gegeben. Man brachte unter den Holzpantoffeln Drahtspäne an und so konnte man gut schlittern.

 

Damals war auch ein Unglück zu beklagen: Im Jahre 1930 sollte ein Mann aus Gut Baumgarten mit einem Jauchewagen (Inhalt 1000 Liter) mit drei Pferden Wasser aus dem See holen. Er war zu weit hinein gefahren, so dass die drei Pferde mit ihm untergingen. Das Jauchefass trieb nachher noch einsam auf dem See.

 

Hitzdorf war ein recht bescheidenes Dorf. Es war 1 km lang und die Einwohnerzahl war wohl so etwas über 600. Die Landwirte und Bauern hatten entweder 4 bis 6 oder 2 Pferde, manche Bewohner nur ein Pferd.

 

Die Arbeiter gingen zur Ziegelei (Zinke). Dort wurde 10 Stunden am Tag gearbeitet. Die Arbeitszeit begann um 6.00 Uhr früh und endete um 6.00 Uhr abends. Davon war eine Stunde Mittagszeit und zweimal eine halbe Stunde Vesperzeit. Ob am Sonnabend bis 12 Uhr gearbeitet wurde, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.

 

Es gab auch handwerkliche Betriebe: 2 Schmieden,1 Stellmacher,

1 Tischlerei, 2 Fischer, 1 Schneidermeister, 2 Schuhmacher, Korbflechter und Holzpantinenmacher.

 

An Vereinen hatten wir Krieger-, Radfahrer-, Gesangsverein und die Feuerwehr. Jedes Jahr war ein großes Radfahrerfest. Es kamen die Radfahrervereine aus Klosterfelde, aus Hagelfelde, aus Berkenbrügge usw. zu Besuch.

 

Ein Kriegerdenkmal 1914 – 1918 hatte unser Dorf ebenfalls.

Ein schöner Spruch war darin eingraviert:

Vergiß du Volk die teuren Toten nicht,

sie gaben ihr Alles, ihr Leben, ihr Blut.

Sie gaben es hin mit heiligem Mut. Für uns !

Leider haben die Polen es abgerissen. Das Denkmal wurde im Jahr 1924 eingeweiht. Es wurde von Rudolf Haseleu und Max Kramp aus Kleeberg gestiftet. Dafür bekamen sie für 9 Jahre unentgeltlich die Jagd von der Gemeinde.

 

Im Juni 1928 wurde die Feuerwehr gegründet. Den Posten des Kommandanten hatte Hermann Erdmann übernommen.

(Anmerkung: die Feuerwehr wurde schon erheblich früher gegründet und bis ca. 1943/44 war Richard Schalow Feuerwehrhauptmann.)

Bald danach brannte der Geräteschuppen von Fritz Thom und Ostern brannte das Haus der Kaufmanns ab. Es soll leichtfertig von einem Bewohner verursacht worden sein.

Im Jahre 1895 brannten in Hitzdorf die Häuser von Kaufmann bis Erdmann ab. Dies werden wohl die Wenigsten wissen.

 

Im Jahre 1925 gab es die ersten Motorräder. Fritz Konrad und Gustav Beckamnn waren die ersten, die eines besaßen.

 

1925 bekam Hitzdorf einen zweiten Lehrer aus Berlin, Lehrer Fredrich. Im Jahre 1926 (Anmerkung: 1928) wurde der Lehrer Albrecht Hacker in den Ruhestand versetzt. Seine Stelle nahm dann sein Sohn Arthur ein, der bis dahin in Modderwiese angestellt war. Arthur Hacker gründete den Gesangsverein. Wenn abends die Gesangsproben waren, bekamen die Männer trockene Kehlen, die dann anschließend in Erdmann's Gasthaus gelöscht wurden.

Der Gasthof hatte einen sehr schönen Saal, an den sich jeder, der noch am Leben ist, bestimmt erinnert. Hermann Erdmann, seine Getränke und sein Bier waren in Ordnung, denn sein Wahlspruch lautete: Schnaps und Bier wird nicht getauft, weil's der Gastwirt selber sauft! Das Bier kam aus der Brauerei Pomränke in Woldenberg.

 

Das Vieh der Bauern wurde von den Viehhändlern oder Fleischern aus Arnswalde bis Schwachenwalde gekauft. Sogar aus Schwerinsfeld kam Hermann Ziehm und kaufte Rinder und Schweine.

 

Auch wurde in den Jahren die Straße nach Kleeberg hergerichtet. Die zwei Kilometer nach Kleeberg teilte sich die Gemeinde mit Gustav Zinke. Jeder hatte einen Kilometer herzurichten. Den Anstoß dazu hatte der damalige Gemeindevorsteher Artur Ferner gegeben.

Das Dorf hatte drei Familien, die Ferner hießen. Um sie besser unterscheiden zu können, wurden sie Schuster-Ferner, Gassen-Ferner und Voss-Ferner genannt.

 

Nach und nach hatte sich Hitzdorf vergrößert, es entstand die Siedlung nach Kleeberg. Viele Bewohner bauten sich ein Haus und zogen aus dem Ort hinaus. So zogen Familien um und neue kamen hinzu.

 

Jeder junge Bursche wurde im letzten Krieg, 1939, noch zur Wehrmacht eingezogen. So hatten wir auch zwei Mann, Dietrich Hacker und Willi Engel, die bei der Marine dienten. Leider sind sie mit ihren Schiffen untergegangen.

Als letzter Kriegsgefangener kam wohl Günter Schlender 1955 oder 1956 aus russischer Gefangenschaft zurück.

 

Unser Dorf wurde am 31. Januar 1945 von den Russen besetzt. Unschuldige Männer wurden von den Russen erschossen und die Frauen vergewaltigt. Dies muss immer wieder erwähnt werden. Nach der Vertreibung sind die Hitzdorfer in alle Himmelsrichtungen verstreut.

Helmut Schröder ging nach Amerika, Hans-Joachim Zinke nach Kanada, Ilse Höhn nach Kanada. (Anmerkung: Australien) Sie hatten dort ihr neues Zuhause gefunden.

Dies soll eine kleine Erinnerung sein. Hitzdorf wird es nie wieder geben.

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