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Landsberg (Warthe)
Kreis Landsberg (W.)

 

Erinnerungen an den Zeitraum 1939 bis 1945

Alma Mörke aus Kleeberg, im Sommer 1993

Am 26. August 1939, in den frühen Morgenstunden war Mobilmachung. Oswald Quade und der Sohn von Gerlachs klopften an das Fenster, Otto Mörke, Stellungsbefehl. Mit dem nächsten Zug abfahren. Sammelplatz ist bei Woldenberg, Hochzeit und Wiesenthal.   

Am 1. September war Kriegserklärung. Hitler hielt eine Ansprache im Radio:

Ich selbst ziehe mir den alten Soldatenrock an und gehe mit an die Front. Wenn ich falle, steht hinter mir Rudolf Hess.

Mitte September ging der Transport von Woldenberg nach Polen. Anfang November kam die Kunde, Landwirte und andere Personen, die in der Heimat dringend gebraucht werden, sollten entlassen werden. Darauf reichte ich für Papa eine Reklamation ein. So kam Papa dann mit dem Trupp Anfang Dezember nach Hause. Dann war eine Weile Stillstand. Es hieß, wir arbeiten hinter den Kulissen.

Inzwischen wurden Oswald und Walter Quade aus Hitzdorf eingezogen. In den frühen Morgenstunden im Morgengrauen gingen wir am 21. Juni 1941 über die Grenze, so schrieb Oswald von der Ostfront. Am 22. Juni 1941 erfolgte der Angriff. Walter war auch schon an der Ostfront, er wurde 1942 leicht verwundet. Nach dem Genesungsurlaub kam Walter dann an die Westfront. Mitte Februar wurde seine Kompanie an die Ostfront versetzt. In seinem letzten Brief schrieb er: wir fahren vom Sommer in den Winter, wir fahren in Paradies. Das war der letzte Brief. Am 8. März 1943 ist Walter bei Charkau (Charkow) im Kampf um das Dorf Wesseljie gefallen. Im August 1944 wurde Oswald verwundet und kam nach Kolberg ins Lazarett. Im November erhielt er Genesungsurlaub und das war das letzte Wiedersehen.

Am 29. September 1944 wurde Papa (Otto Mörke) eingezogen. Er kam nach Hammerstein in Hinterpommern und dann nach Schwerin. Mitte Januar 1945 erfolgte die Versetzung als Wachmann zur Gefangenen-Aufsicht nach Paulshof bei Stargard/Pommern.

Am 28./29. Januar 1945 begann der große Flüchtlingsstrom. Es lag viel Schnee. Die Rote Armee hatte in der Nacht vom 30. auf den 31.Januar Hitzdorf besetzt. Am 31. Januar flogen morgens feindliche Flugzeuge über Kleeberg. Von Arnswalde kommend fuhr gegen 12 Uhr ein deutscher Panzerzug durch Kleeberg in Richtung Augustwalde. Gegen 13 Uhr wurde das Bahnhofsgebäude von 5 bis 6 Soldaten in weißen Tarnanzügen in gebückter Haltung umzingelt. Einer sprang auf die Eingangstreppe, durchschlug die Glasscheibe und erschoss die dienstausübenden Bahnbeamten Schröder, Pälchen und Kuch. Bald darauf kam ein weiterer Panzerzug zur Verstärkung aus Arnswalde und der in Richtung Augustwalde gefahrene kam zurück. Ein Offizier in russischer Uniform kam gegen 16 Uhr in unser Haus und fragte in gut verständlichem Deutsch: Haben sie einen Keller? Gehen sie in den Keller und suchen sie Schutz, es kommt zu Kämpfen.

Es kam zu schweren Kampfhandlungen. Die Kugeln flogen über unseren Hof und das Haus. Es gab viele Tote. Am kommenden Morgen waren die Ausmaße erst voll erkennbar. Auf den Straßen, Wegen und Feldern zwischen Kleeberg und Hitzdorf lagen russische Soldaten, Pferde und zerschossene Pferdewagen. Den deutschen gut bewaffneten Soldaten stand eine russische Kampftruppe, die mit Handfeuerwaffen und mit Pferd und Wagen ausgerüstet waren, gegenüber. 

Am 4. Februar 1945 mussten wir unser Haus in Kleeberg verlassen. Wally, unser russisches Dienstmädchen, sagte : Frau, jetzt kann ich euch nicht mehr schützen. Sie verließ uns und wir wurden von Quades in Hitzdorf aufgenommen.

Am 4. Februar 1945 brannte unser Haus bis auf die Grundmauern ab.

Arnswalde wurde zur Festung erklärt und so kam es am 13. Februar zu schweren Kämpfen um diese Stadt. Hitzdorf wurde geräumt. Hermann Quade besaß noch ein Pferd und einen Wagen, mit dem er uns und Emma und Fritz Mörke nach Reierort brachte. Dort wurde Onkel Fritz von der Roten Armee mitgenommen. Am 6. März kamen wir zurück nach Hitzdorf. Es lag noch viel Schnee. Vom 30. Juni bis zum 23. Juli war Hans an Typhus mit hohem Fieber erkrankt. Im August war ich mit hohem Fieber schwer erkrankt.

 

Am 8. Oktober 1945 zogen wir mit Quades, Oma Mörke und Familie Prütz aus Hitzdorf fort. Polen hatten uns für einige Sachen Geld für die Fahrkarten gegeben und brachten auch auf einem Handwagen für uns Habseligkeiten auf Umwegen zum Bahnhof. Dadurch konnten wir ohne Gepäck bei strahlendem Sonnenschein die Straße nutzen.

Mit dem Güterzug kamen wir bis Stettin. Bei der kleinen Station Scheune fuhr der Zug sehr langsam, es kamen uniformierte Polen in den Zug und nahmen uns alle Sachen weg und warfen sie aus dem Zug. Oma saß auf einem Sack mit einem Federbett, so erreichten wir Stettin mit den Sachen, die wir auf dem Leib hatten und einem Federbett für Oma.

Dort hatten wir eine Nacht Aufenthalt und wurden dann nach Angermünde geleitet. Da das Lager dort überfüllt war, durften wir dort auch nur eine Nacht bleiben. Der Transport wurde dann nach Berlin geleitet. Damit wir mal wieder schlafen konnten, kehrten wir in Berlin bei Onkel Hermann Quades Schwester ein. Verpflegung mussten wir uns von einem zentralen Stützpunkt holen.

Von Berlin wurden wir dann nach Neustrelitz geschickt. Im Borwinheim fanden wir vorübergehend Aufnahme. Wegen Überfüllung des Lagers wurden wir nach Demmin geschickt. Da das Aufnahmelager überfüllt war, wurde der Transport nach einem Wechsel der Lokomotive zurück nach Neubrandenburg geleitet. Dort verbrachten wir eine Nacht in den Ruinen in der Nähe des Stargarder Tores. Es war kalt und wir machten ein Kohlefeuer. Am nächsten Tag wurden wir wieder nach Neustrelitz ins Borwinheim gebracht. Am 26. November kamen wir dann nach Burg Stargard und fanden Aufnahme in einem Gebäude der Burganlage.

Am 29. November 1945 schloß Oma Berta Mörke die Augen für immer. Sie fand ihre letzte Ruhe in einem Massengrab auf dem Friedhof in Burg Stargard.

Mitte Dezember sollten wir nach Teschendorf gebracht werden. Da Grete Prütz krank im Quarantänelager in Quastenberg lag, lehnte ich es ab. Wir konnten sie doch nicht alleine dort lassen. Am 19. Dezember 1945 wurden wir dann mit einem Pferdewagen nach Warlin gebracht.

Mitte März 1946 erhielten wir von Papa über Wittstock eine Nachricht, die bereits am 31.10.1945 geschrieben war. Am 25. Juli 1946 kam Papa aus englischer Gefangenschaft zu uns nach Warlin.

    

                           

 

 

 

Zum Fluchtbericht von Frau Mörke aus Kleeberg:

Familie Mörke hatte das Lebensmittelgeschäft in Kleeberg, es ist am 4.2.1945 abgebrannt.

Otto Mörke, geb. 1902, verst. 1966 im Warlin bei Neubrandenburg, war Soldat und in englischer Gefangenschaft. Bruder von Fritz Mörke aus Hitzdorf.

Alma Mörke, geb. 1904, verst. 24.3.1995 in Warlin, beide in Neubrandenburg begraben.

Hans Mörke, geb. 27.11.1936, verst. 11.12.2002 in Neubrandenburg, war verheiratet, Ehefrau Gudrun, Kinder Gunnar und Birte. Hans war im Juni 2002 noch mit Fr. Schulz in Kleeberg und Hitzdorf, er war aber schon sehr krank.

Meta Quade geb. Mörkestammt aus Hitzdorf.

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