7 Familie Arwa
Eltern | | | | | | | | |
Arwa | Heinrich | 12.09.1901 | Zemun | | Landwirt | | 1945 | Russland |
Arwa | Margarete | 29.01.1906 | Raakow | geb. Will | Schwester zu Else Herder 41 | | 02.08.1995 | Berlin |
Kinder | | | | | | | | |
Arwa | Hildegard | 15.06.1930 | Hitzdorf | | | Jahn | | |
Arwa | Anneliese | 30.07.1932 | Hitzdorf | | | Pötter | 17.07.2015 | Berlin |
Arwa | Elisabeth | 13.01.1940 | Hitzdorf | | | Fasolt | | |
Arwa | Marianne | 10.03.1944 | Hitzdorf | | | | 06.06.1944 | Hitzdorf |
Großvater | | | | | | | | |
Will | Adolf | 15.02.1869 | Heiligenbeil | | Vater zu Else Herder 41 | | 16.02.1945 | Hitzdorf |
Heinrich Arwa war Landwirt (HAST 15,0 ha/ 950 RM). Er hatte sich auf Spargel- und Gemüseanbau spezialisiert.
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Heinrich Arwa
| | Margarete Arwa geb. Will |
Mein Onkel Heinrich Arwa und seine Familie
Margarete Schulz (geb. Herder aus Hitzdorf)
Heinrich Arwa wurde am 12.09.1901 in Zemun/Serbien geboren und verstarb 1945 in Russland.
Da keine Nachricht von ihm kam, ließ meine Tante ihn 1949 für tot erklären. Das war in der Nachkriegszeit der bürokratische Weg, eine Hinterbliebenenrente zu beantragen.
Tante Grete hat bis zu ihrem Tod 1995 gehofft, ihn wieder zu sehen.
Die Hochzeit fand am 11.03.1929 in der Kirche in Kürtow statt.
Seine Eltern Johann Arwa (geb. 1872, gest. 1945 Templin) und Susanne geb. Ballac (geb.1882, gest.1964 in Bredereiche) kamen nach Hitzdorf, als sie von den Polen ausgesiedelt wurden.
Sie kauften den Hof für die Familie, und Heinrich, der älteste Sohn, sollte ihn einmal erben. Möglichst mit einer reichen Frau.
Er lernte Margarete Will (geb.1906) aus Raakow kennen und lieben, die jüngere Schwester meiner Mutter Else.
Die Mutter Minna Weber (geb.1873) verstarb 1918, und die Mädchen versorgten den Haushalt.
Der Vater Adolf Will (geb.1869 in Heiligenbeil) verstarb 1945 in Hitzdorf.
Er war früher Gärtner auf dem Gut der Familie von Schuckmann in Raakow.
Als das Paar heiraten wollte, war Heinrichs Famiile dagegen. Zur Hochzeit kamen nur Schwester Käthe und Bruder Peter.
Der Vater verkaufte den Hof an Richard Schalow und zahlte die Kinder aus. Sohn Peter (geb.1906, gest.1997) kaufte einen Hof in Schlagenthin und heiratete. Sie flohen 1945 nach Kleinengstigen bei Stuttgart. Tochter und Sohn leben noch dort.
Die Schwester Käthe (geb.1910, gest. 2003 in Cottbus) heiratete in Schwachenwalde den Sattler Ernst Rockstroh (geb.1905, gest.1954 in Bredereiche).
Die Eltern waren wegen der Hochzeit böse und zogen mit der jüngsten Tochter Elisabeth nach Kleeberg in das Haus von Otto Mörke in eine kalte Dachwohnung. Später lebten sie bei der Tochter in Schwachenwalde.
Hochzeit am 11.03.1929 in Kürtow.
Als 1930 meine Cousine Hildegard geboren wurde, hat sich alles geglättet. Oma Arwa war bei allen vier Geburten eine große Hilfe und wir liebten sie sehr. Als Elisabeth 1940 geboren war, machte sie uns eingeweckte Erdbeeren mit viel Schlagsahne, die wir uns zum Schluss ins Gesicht pusteten.
Zu den Geburten wurde die Hebamme, Frau Schubert aus Schwachenwalde, geholt. Auch meine Mutter stand ihrer Schwester bei. Sie erzählte oft, wie enttäuscht mein Onkel war, als immer wieder ein Mädchen geboren wurde. Hildegard (geb. 1930) liebte ihren Vater sehr und ging oft mit ihm aufs Feld. Anneliese (geb. 1932) war der Mutter mehr zugetan und sehr unglücklich, als die kleine Elisabeth 1940 geboren wurde. "Seit sie da ist, ist es gar nicht mehr schön", klagte sie. Jetzt hat sie zu Elisabeth ein gutes Verhältnis, sie hütet für sie die Enkeltochter und Haus mit Hund. Leider ist die jüngste Tochter Marianne schon im Juni 1944 verstorben. Wer weiß, ob sie die Flucht überstanden hätte.
Mit Hilfe meiner drei Cousinen konnte ich diese Erinnerungen zu Papier bringen. Großvater Adolf Will lebte ab 1929 bei Arwas. Er war ja Gärtner und der Hof hatte vorn und hinten am See schöne Gärten. Er baute sich Mistbeete unter Glas, säte Pflanzen aller Art von Blumen bis Zierpflanzen, die er im Frühjahr an die Dorfbewohner verkaufte. Man sah ihn schon früh am Morgen Unkraut jäten, er war fleißig und sehr ruhig. Wenn wir im Kinderzimmer das Licht ausmachten, stiegen wir über ihn, wenn er auf der Ofenbank saß und keinen Ton sagte. Er hatte wohl seine Freude daran.
In der Weihnachtszeit kam es öfter vor, dass mein Onkel mit der Weihnachtsmannlarve am Fenster erschien, dann war alles still. Nur ich hatte dann das Problem, auf der Straße nach Hause den Weihnachtsmann nicht zu treffen.
Von dem Vorbesitzer Ferdinand Schröder kaufte mein Onkel 1928 den Hof in Hitzdorf. Er ging in Arnswalde zur Landwirtschaftsschule und lernte dort einen Dr. Weise kennen, der ihm später den Rat mit dem Spargelberg gab. Der Berg gegenüber bis an den Prittsteinsee gehörte ihm auch. Im Ganzen gehörten ihm 80 Morgen, davon waren 20 Morgen Pachtland. An diesem Feldweg nach Schwachenwalde, der an den Bauernfichten vorbeiführte, besaßen Arwas ca. 20 Pflaumenbäume, die mein Großvater gepflanzt hatte. Sie brachten immer gute Ernte.
Es war auch der Weg zum Konfirmandenunterricht, den wir zu Fuß oder mit dem Rad machten. Wenn die Pflaumen reif waren, wurde jede Hand gebraucht. Beim Pflücken halfen meine Mutter und ich jedes Jahr. Noch heute esse ich gern Pflaumen. Pflaumenmus wurde die ganze Nacht hindurch im großen Kessel gekocht und musste immer gerührt werden, damit es nicht anbrannte. Wir bekamen immer Pflaumenmus ab. Beim Zuckerrübensirup war es genauso. Da wir keinen so großen Kessel hatten, wurde immer bei Tante Grete gekocht, die mit Leib und Seele Bäuerin geworden war.
Als mein Onkel den Hof übernahm, baute er einen neuen Stall. Otto Wollgramm aus dem Dorf war Maurer und half dabei. Der Stall wurde ganz modern gebaut und gleich an das Grundstück von Schneidermeister Beckmann. Als die Futterkrippe fertig zementiert war, kam der Ziegenbock neugierig in den Stall und hinterließ seine Fußabdrücke im frischen Zement. Alles musste noch einmal geglättet werden.
An der Giebelseite war Platz für 6 Kühe, dann kam ein Gang mit Türen an jeder Seite. Die Schweinebuchten waren in der Mitte, zum Füttern von einer Seite zu erreichen. Dann wieder ein Gang mit Türen an beiden Seiten und dem Platz für 2 Pferde. Vom Gang kam man in die Futterkammer, danach in den Kühlraum für die Milch. Daran an schloss sich die Küche.
Der große Herd mit Kochstelle und Backofen, daneben der große Kessel für die Wäsche, in dem auch Sirup und Pflaumenmus gekocht wurden. Bei schlechtem Wetter brauchte man nicht über den Hof, wir konnten auf dem Heuboden spielen.
Heute ist das Grundstück noch ähnlich wie 1945. Im Garten wurde ein zweites Haus von den Polen für die Tochter mit ihrer Familie gebaut.
Im Wohnhaus gegenüber gab es nur ein Schlafzimmer, in dem auch der große Brutapparat stand. Darin konnten die Eier von Hühnern, Enten und Gänsen in großen Mengen für den eigenen Gebrauch, und für jeden, der kein Bruttier hatte, ausgebrütet werden.
Dann gab es noch die gute Stube, in der das Klavier stand. Frau Schweigert, eine Flüchtlingsfrau aus dem Ruhrgebiet, gab uns Unterricht. Leider hat von uns "Großen" keine das Klavier spielen gut gelernt, nur Elisabeth, aber erst nach 1945.
Ich war viel bei Arwas, weil ich keine gleichaltrigen Geschwister hatte. Wir haben auch viel Blödsinn gemacht und wenn es meinem Onkel zu bunt wurde, hat er uns alle verhauen. Das dritte Zimmer nach der Straße gehörte Opa. Es roch da nach seiner Tabakspfeife, und an der Lampe über dem Tisch waren grüne Perlfransen, die wir heimlich abrissen. Opa war Anhänger von Heerführer Ludendorf. Ein paar Bilder an der Wand haben uns in große Schwierigkeiten gebracht, als die ersten Russen kamen. Es wurde alles verbrannt. Für die Kinder war das vierte Zimmer, wo wir alle oft gemütlich zusammen saßen. In der Russenzeit waren wir manches Mal auch 20 Personen in dem Raum, weil keiner allein sein wollte.
Unter dem Kinderzimmer war ein kleiner Keller, ca. 3x4 Meter, dort lagerten frostfrei Äpfel, Birnen und Gemüse. In der Stube auf dem Hausboden spielten wir oft. Seine Töchter hat mein Onkel sehr verwöhnt, sie bekamen immer schöne Spielsachen. Es gab die ersten großen Puppenwagen aus Plastik – ich bekam zu Weihnachten einen Korbwagen. Die Puppen waren groß wie richtige Babies, aber ob man damit glücklicher war? Meiner Mutter tat es mehr leid als mir, aber wir konnten ja zusammen mit allem spielen.
In einer Ecke auf dem Hof hatte mein Onkel einen Spielplatz frei gemacht und eine Schaukel für uns gebaut. Auch hatte er in Arnswalde eine geschlossene Kutsche günstig gekauft, er wollte die Federung und die Räder verwenden. Das Oberteil stellte er auf Ziegelsteine, so hatten wir einen trockenen Spielplatz. Es gab nur ein Problem: die Türen mussten mit Schwung zugeschlagen werden – meistens hatte ein Kind die Finger dazwischen! Bevor die Kutsche unser "Reich" wurde, war mein Onkel mit seiner Familie damit durch das Dorf gefahren, was meiner Tante sehr peinlich war.
Zur Grünen Woche, die früher wohl auch im Januar in Berlin war, fuhren beide. Ich erinnere mich an die Apfelsinen, die sie mitbrachten. Wir aßen zu der Zeit noch unsere Äpfel aus dem Keller. Meine Tante ging in all den Jahren in Berlin jedes Mal zur Grünen Woche. Auch mit meinem Bruder Heinz haben Onkel und Tante oft Karten oder andere Spiele gespielt, aber er konnte nicht gut verlieren. Er stand dann einfach auf, nahm seine Mütze und ging nach Hause, erzählte mir meine Tante später in Berlin. Sie kam im Herbst 1945 mit den drei Töchtern nach Berlin. In der Uhlandstraße 160 wohnte eine Schwester von Opa, die sie aufnahm. Sie bekam dann den Zuzug nach Berlin. Meine Tante hat in Heimarbeit genäht, geputzt und war im Notstandsprogramm von Berlin und hat "Steine geklopft". Sie war aber immer froh gestimmt, ich ging gern zu ihr. Sie hat mir viel von meiner Mutter erzählt.
Heinrich und Margarete Arwa 1934/35
mit den Töchtern Hildegard und Anneliese.
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Gisela Klepinski (mit Hund), Ingrid Teßmer und Elisabeth Arwa. | | Hilde Arwa, Margarete Herder und Renate Klepinski. |
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Margarete Arwa mit Baby Marianne, Elisabeth (rechts),
Hildegard und Anneliese (hinten) im Juni 1944. | | Anneliese und Hildegard Arwa - 1940. Aufnahme vom Schulfotografen. |
Die Hitzdorfer Frauenschaft zu Gast auf der Hochzeit von Margarete Rohleder und Georg Ott.
(1934 in Kleeberg neben dem Wohnhaus der Eisenbahnerfamilien)
Hinten v. l.: Emma Engel, Martha Hildebrandt, Margarete Hacker, Frauenschaftsleiterin ?, Minna Wolf, Martha Höhn,
Margarete Arwa, Frau ?, Elli Pälchen;
vorn v. l.: Erna Heyn, Anna Krämer, Margarete Rohleder und Georg Ott, Frau?, Erna Geyer, Margarete Wollgramm und Margarete Graper.
Der Radfahrerverein 1927
V. l. Hannchen Sauermann, Fritz Schöning, Gustav Ladwig (Bürgermeister), Otto Luhm, Emma Schröder, Wanda Berg,
Peter Arwa, Fritz Völker, Helmut Rehwinkel, Hedwig Schöning, dahinter Heinrich Arwa, Käthe Arwa, dahinter Ewald Verch,
Erich Nennmann, ? , Gebauer aus Kleeberg, Erna Luhm, Hermann Schulz.
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Vorn Peter Arwa und Hedwig Schöning, direkt hinter den beiden Heinrich Arwa und Käthe Arwa. | | Margarete Arwa als "Trümmrtfrau" in Berlin. |
Familie Will in Raakow - ca. 1915.
V. l. Else, Minna, Adolf und Margarete Will.
Haus der Familie Arwa im Oktober 2009.
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Arwas Hof - 1999.
| | Hier war früher ein großer Garten - Adolf Will hat ihn liebevoll gepflegt.
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