Das Leben auf dem Hof der Familie Meyer
Auf dem Hof lebten Helmut, Luise, Fritz und Hannes, im Arbeiterhaus wohnte die jeweilige Deputatfamilie.
Das war bis ca. 1935 die Familie Seide. Als Gottlieb Seide das Rentenalter erreicht hatte, kam Wilhelm Meier mit seiner Familie vom Gut Blühdorn aus Granow nach Hitzdorf.
Außerdem waren da noch Berthold Schöning, Paul Lück, immer 2 bis 3 Mädchen im Pflichtjahr oder in der Lehre, und später auch 2 Franzosen, nachdem Berthold und Wilhelm eingezogen worden waren.
Paul Lück mit zwei Franzosen.
An folgende Mädchen im Pflichtjahr kann Hannes sich noch erinnern:
Lena aus Berlin, Edith Bölke oder Böder aus Johannenburg, Rosi Noack verh. Assmann (Am Golf von Biscaya) aus Kopplinsthal. Ihre Mutter war bei Auguste Hohensee in Arnswalde in Stellung.Ursula Keding aus Johannenburg und Mariechen.
Dann 3 Mädchen in einem Jahr: Erika Höhn aus dem Dorf, Gisela Edinger aus Plagow und Hilde Zwicklinski aus Karlsau.
Rosi Noack hat erzählt, dass sie immer fürchterliches Heimweh hatte und oft geweint hat. Luise hat ihr deshalb fast jedes Wochenende frei gegeben, damit sie zu ihrer Mutter nach Kopplinsthal fahren konnte. Sie war in ihrer Hitzdorfer Zeit mit Dora Meyer aus Rüdersdorf befreundet, die zur gleichen Zeit ihr Pflichtjahr auf Richardshof gemacht hat. Sie haben sich durch die gemeinsamen Fahrten zur Berufsschule kennengelernt und natürlich auch durch die Verwandtenbesuche der Familien getroffen.
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Luise und Helmut mit einem Mädchen im Pflichtjahr. | | Ursel Keding mit Waldo. |
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Rosi Noack, Richard Krause und Dora Meyer auf Richardshof.
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Hannchen Lukow war auch sehr oft auf dem Hof.
Hannchens leibliche Mutter Emma geb. Wilke ist früh verstorben und ihr Vater Wilhelm war ein Cousin von Helmut Meyer. Hannchen hatte immer engen Kontakt zu Luise, auch nach dem Krieg wieder.
Berthold Schöning hat sehr viel im Holz gearbeitet. Dann war er oft die ganze Woche im Wald (bei der Försterei Wicht, Forsthaus Buchwald in Augustwalde) und hat auch dort gewohnt. Oftmals hat er Arbeit in den tiefen Schluchten rund um den Kölziger Berg angenommen, die andere sich nicht zugetraut haben. Diese Arbeiten wurden entweder besonders gut bezahlt oder das Holz war wesentlich billiger als in normalen Waldgebieten. Er hat die gefällten Bäume mit Pferd und Flaschenzug nach oben befördert. Das Pferd stand allein oben im Hang, reagierte auf Zuruf, und Berthold war immer auf der Höhe des Baumstammes. Wenn der Stamm oben war, hat das Pferd gewartet, bis Berthold bei ihm war. Es ist nie weggelaufen, und so konnte Berthold allein zum Holzrücken fahren, während andere immer einen zweiten Mann für das Pferd brauchten.
Das Pferd war ein Wallach namens Lange und war ansonsten ein absoluter Verbrecher. Eigentlich hat er nur bei Berthold funktioniert. Es gab noch drei Vollgeschwister von diesem Wallach im Dorf, alles gute Arbeitspferde mit schlechtem Charakter. Die beiden anderen Wallache waren bei Hamann und Sauermann, die Stute bei Völker. Sie war nicht ganz so schlimm, ihre Fohlen dafür umso biestiger. Völkers haben trotzdem mit ihr immer weiter gezüchtet und die Fohlen verkauft.
Berthold und Lange waren jedenfalls ein gutes Team. Nachdem Berthold 1940 zum Militär musste, ist Lange auch weg gekommen. Er hat geschlagen und gebissen, ist immer wieder durchgegangen, hat die Harke und den Düngerstreuer kaputt geschlagen, auch Lenis Arm. Wenn Lange im Gespann ging, dann nur als rechtes Pferd. Hannes hat genau beschrieben, wie gefährlich es war, ihn ohne Berthold anzuspannen: Lange bekam einen Haken in den Kehlriemen vom Halfter als zusätzliche Sicherung. Dann hat Erich Höhn ihn festgehalten und den Kopf mit einem zusätzlichen Strick nach unten gezogen. Das Geschirr wurde aufgelegt und als letztes kam die Trense. Erich Höhn musste ihn an die Deichsel führen und immer weiter festhalten. Erst wurde der rechte Strang befestigt, dann ging man hinter die Deichsel und machte den inneren Strang fest. Danach konnte erst das linke Pferd angespannt werden. Dieses Theater war natürlich auf Dauer nicht alltagstauglich, somit waren Langes Tage auf dem Hof gezählt.
Nur mit Berthold allein im Wald hat er einwandfrei gearbeitet. Die beiden haben auch viel Holz für Hans Boese (Ehemann von Luises Schwester Frieda Hohensee) aus Arnswalde gemacht. Er hatte eine Holz- und Brennstoffhandlung und bestellte bei Helmut jedes Jahr 100 Raummeter Buchenholz für den Winter. Das Holz wurde in Augustwalde verladen, ging mit dem Zug bis Arnswalde und dort hat Hans Boese den Transport vom Bahnhof zur Friedeberger Straße übernommen. Später hat Hans Boese eine Zugmaschine mit Führerhaus gekauft, da wurde dann das Holz mit großen Anhängern direkt aus dem Wald abgefahren. Berthold hat die Stämme nur bis zu einer festen Straße zum Verladen gebracht.
Durch diese Arbeiten kam Berthold meistens nur zum Wochenende ins Dorf oder wenn er in der Erntezeit auf dem Hof gebraucht wurde. Berthold hatte Kräfte wie ein Bär. Er konnte zwei volle Milchkannen mit ausgestreckten Armen waagerecht hochhalten. Und er liebte Luises Butterkuchen. Er konnte ein ganzes Blech warmen Kuchen essen, ohne dass er krank wurde. Er ging dann hinterher zur Brunnenpumpe und trank auch noch ganz viel kaltes Wasser.
Vorher war Berthold zusammen mir seinem Bruder Fritz Schöning bei Sauermanns, und als Frau Sauermann einige Jahre nach dem Tod ihres Mannes die Landwirtschaft aufgegeben hat, ist Berthold zu Helmut Meyer gekommen.
V. l.: Luise, Paul Lück, Wilhelm Meier, Leni, Hannes, Fritz,
Berthold Schöning und Helmut bei der Heuernte.
Dann war da noch Paul Lück. Der wohnte auch auf dem Hof. Opa Hohensee hatte ihn 1935 oder 1936 geschickt, als Helmut so lange im Krankenhaus war. Seine Mutter war bei Auguste Hohensee in Arnswalde in Stellung. Paul hatte ganz krumme Hände und Finger und konnte viele Arbeiten nicht machen. Hatte aber ein gutes Gefühl für Pferde. Denn mit denen konnte Wilhelm Meier nicht umgehen. Nur mit jungen Pferden konnte Paul wegen seiner Hände nicht arbeiten.
Wilhelm Meier hat meist auf dem Feld und dem Hof gearbeitet, weil er für die Arbeit mit Pferden nicht zu gebrauchen war.
Aber da das Vieh auf dem Hof auch versorgt werden musste, war immer genügend zu tun.
Es gehörten 16 bis 20 Kühe, 8 bis 10 Färsen, 10 Kälber und 2 Zuchtbullen zum durchschnittlichen Rinderbestand.
Bevor die Milch Mitte der 30er Jahre an die Molkerei nach Arnswalde geliefert wurde, hat Luise sehr viel Butter selbst hergestellt. Die Butter wurde zum Portionieren in eine Holzmodel gestrichen, die an der Seite ein Maiglöckchen-Motiv hatte, dann herausgelöst und verpackt. In Arnswalde hatte Luise einen festen Kundenstamm, brauchte also nicht auf den Markt zu fahren. Zu besonderen Anlässen wurde auch Krebsbutter hergestellt. Dafür wurden Krebsschalen abgekocht, der Sud wurde eingekocht und irgendwie bei der Herstellung verwendet, und zum Schluss wurde kleingewürfeltes Krebsfleisch zugegeben.
Dazu gab es Brötchen (Knüppel) oder frisches Weißbrot.
Helmut hatte immer zwei gekörte Deckbullen. Lange Zeit war er der einzige im Dorf, gegen Ende des Krieges hatten auch Schröders einen eigenen Bullen. Die Bullen wurden gekört gekauft, mussten aber hinterher immer noch wieder zur Nachkörung. Im Zusammenhang mit so einer Veranstaltung ist auch der Unfall mit Helmut passiert, Lukas sollte für die Nachkörung fertig gemacht werden. Als der Schweizer vom Gut Waldow von Helmut's Unfall gehört hat, hat er ganz arrogant gesagt, so etwas würde auch nur Laien passieren. Als er dann das nächste Mal später selbst mit den Bullen vom Gut zur Körung musste, wollte er beim Verladen einen Bullen auf dem Hänger festbinden und als er den Strick anzog, hat der Bulle die Wut gekriegt und den Schweizer mit dem Kopf an die Wand gedrückt. Das hat der Bulle ein paar Mal wiederholt, dann war der Schweizer tot.
Manchmal hat Helmut auch gute Bullenkälber gekauft und sie selbst zur Körung vorbereitet.
Er hat die Bullen meistens auf Empfehlung des Tierzuchtamtes gekauft: Agent kam aus Marne in Holstein, Lukas aus dem Netzebruch, Hyronimus von Bendershof (der hat aber nicht geerbt), andere stammten aus Wolgast oder Regenwalde.
1942 oder 1943 musste Hannes einmal einen Bullen, den sein Vater in Berkenbrügge gekauft hatte, allein aus Langenfuhr abholen. Sie hatten keinen speziellen Viehhänger, es war ein einfacher Kastenwagen. Durch ein Loch im Fußboden wurde zur Absicherung eine Kette gezogen, die der Bulle um den Hals hatte. Ansonsten war er nur am Kastenrand angebunden. Nach der Tour war sogar Hannes froh, dass er heil zu Hause angekommen war, und der Bulle unterwegs nicht versucht hat, vom offenen Wagen runter zu springen.
Der letzte Bulle, Lothar, kam vom Gut aus Raakow. Die Raakower Rinder hatten immer einen hohen Fettgehalt in der Milch, und Helmut hatte den Fettgehalt seiner Kühe im Laufe der Zeit auch schon von 3% auf 4% gesteigert und wollte diese Leistung festigen.
Außerdem gab es 12 Mastschweine, 2 Zuchtsauen mit Ferkeln, 20 Schafe und die Ziegen.
Die Ziegen hat Hannes immer besorgt, und alle haben sich gewundert, wer sie ihm "geschenkt" hat. Dabei hat er bei den Familien in der Siedlung heimlich Zicklein gegen Korn eingetauscht. Weizen war besonders begehrt, weil es im Dorf nicht viel Land gab, das gut genug zum Weizenanbau war.
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Der große Ziegenbock.
| | "Ziegen-Hannes" |
Daneben war noch reichlich Geflügel auf dem Hof, meistens um die zweihundert Stück. Es wurden allein schon 80 Hühner gehalten, weil man die Eier brauchte. Zusätzlich Gänse, Enten und Puten. Tauben und Perlhühner wurden nicht mitgezählt.
Seine Pferde hat Helmut Meyer grundsätzlich selbst versorgt. Er fing morgens gegen 4 Uhr früh schon an, sie zu füttern, damit sie auch ausreichend Zeit zum Fressen hatten.
Zum Schluss waren es nur noch die beiden Rotschimmel Laura und Lore und die beiden Braunen August und Max. Liese, die Mutter von Laura, Lotte, Lore und August, war 1943 mit 18 Jahren eingegangen. Sie hatte Nierenverschlag, und es war kein Tierarzt zu erreichen. Somit konnte ihr nicht geholfen werden. Ihr letztes Fohlen, eine Fuchsstute, haben zweijährig die Russen mitgenommen.
Lotte mussten sie 1943 noch an die Wehrmacht abgeben. Die Stuten waren Vollgeschwister, alle vom gleichen Hengst von Ernstmeyer.
Die anderen Fohlen von Liese hat Herr Schaeffer vom Gut Sophienhof gekauft. Er wollte immer Fohlen mit außergewöhnlich viel Schritt.
Es gab natürlich auch Hunde. Zwei Wachhunde waren eigentlich immer auf dem Hof, die natürlich auch Hüten mussten. Und Helmut hatte immer einen Jagdhund, den er selbst ausgebildet hat.
Seine Jagdhunde waren Hektor, Cora und Tell. Cora ist 1935 nach Helmuts Unfall zu Wilke nach Göhren gebracht worden. Sie sollte auch in dieser Zeit arbeiten. Als Helmut dann zu einer Beerdigung von Verwandten nach Göhren gefahren ist, kam ihm Cora schon am Ortseingang entgegen. Sie hatte die Hitzdorfer Pferde am Gang erkannt. Beim Essen nach der Kirche stand sie plötzlich vor Helmut und hatte ein großes Feinbrot apportiert. Die Jungs mussten sie dann zurück bringen, aber es dauerte nicht lange, da stand sie wieder vor Helmut. Dieses Mal hatte sie ein großes Stück Fleisch dabei, es war fast ein halber Schinken. Keiner wusste, wo sie die Sachen geklaut hatte. Es hat sich auch nach der Beerdigung keiner bei Wilkes gemeldet.
Hans Boenke hatte auch einen Jagdhund von Helmut: Lore, eine Schwester von Cora. Sie wurde ihm im Frühjahr 1941 sogar nach Russland zur Schnepfenjagd hinterher geschickt.
Helmut hatte immer einen Hund bei sich.
Im Sommer, wenn das Gras nach dem ersten Heuschnitt wieder nachgewachsen war, haben viele Bauern im Dorf ihre Kühe in die Pieper-Wiesen zum Weiden geschickt. Die Kinder mussten in den Ferien gleich nach dem Frühstück los und sind erst Kaffeezeit zum Melken wieder zurückgekommen. Dabei haben auch oft die anderen Kinder aus dem Dorf geholfen, bei Helmut hat oft Karl-Heinz Baumgart die Kühe gehütet. Meistens waren es die Jungs, Magda Kraft war oft das einzige Mädchen.
Kühe am Prittstein-See.
Helmut hatte 1944 das Land von Ziegenhagen in der Pieper-Wiese gekauft. Es waren ca. 15 Morgen, sie lagen gleich hinter seinem Land. Es war das letzte Stück, direkt vor dem Wald.
Helmut hat erst noch gezögert, aber Opa Hohensee wollte es unbedingt. Ziegenhagen konnte 2 Jahre seine Düngerrechnung nicht bezahlen, Helmut hat sie für ihn beglichen und das war schon gut die Hälfte des Kaufpreises. Den Rest hat er bar bezahlt, aber die Umschreibung im Grundbuch ist vor Kriegsende nicht mehr erfolgt.
Die jungen Pferde gingen meistens ins Warthegau auf Sommerweide. Einige Verwandte waren dort hin ausgewandert, auf die ehemals polnische Seite des Warthegaus.
Sie wohnten in Roskau und in Kirchdorf bei Kolmar. Die jungen Pferde wurden morgens hinten an einen Wagen gebunden und bis zur Familie Hohm nach Rohrsdorf gebracht. Der Hof gehörte dem Vater bzw. später dem Bruder von Therese Meyer geb. Hohm. Dort war dann erst einmal Pause. Und am nächsten Tag wurden sie von den Kirchdorfern abgeholt. Einige junge Pferde gingen auch nach Schwachenwalde zu Schaeffer auf die Sommerweide, aber das war noch vor dem Krieg.
Hof der Familie Hohm in Rohrsdorf - August 2009.
Frau Seide, die Frau vom ehemaligen Deputatarbeiter, hat immer für Luise Meyer gewebt. Sie hatte einen großen Webstuhl, konnte wunderschöne Stoffe weben und Luise hatte ohnehin keine Zeit dafür.
Das Rentnerehepaar Simnick hat den Hof mit Pilzen und Beeren aus dem Wald versorgt. Sie haben auch immer einen großen Anhänger voll Tannen- und Kiefernzapfen gesammelt. Die wurden zum Anheizen verwendet. Das Rentnerehepaar wurde von Luise regelmäßig mit zusätzlichen Lebensmitteln versorgt. Hannes musste sie immer rübertragen. Vor Feiertagen gab es dann noch einmal besondere Zuwendungen: Eier und ein Huhn zu Ostern oder Stollen, Lebkuchen usw. zu Weihnachten. Auch Wurst nach dem Schlachten und natürlich Fische.
Vor Meyers Backofen: Luise Meyer, Marie Schalow, Frau Bettermann und Mathilde Seide.
Einmal in der Woche wurde der Backofen angeheizt und es wurden Brote und Kuchen für die ganze Woche gebacken. Oma Luise hat immer erzählt, dass sie Brotteig von einem Zentner Mehl angesetzt hat.
Brötchen wurden beim Bäcker gekauft.
Es gab Roggen- und Weizenbrote. Der Roggen wurde zu 60 Prozent ausgemahlen und mit Sauerteig gebacken, das ergab ein helles Roggenbrot. Die Kleie wurde verfüttert. Im Krieg wurde dann schon zu 80 Prozent ausgemahlen.
Der Backofen wurde außerdem von Schalows, Kinder-Meier, Fam. Gotthold Völker und Fam. Schöning mit benutzt.
Eigentlich wollten Helmut und Luise ein richtiges Backhaus bauen. Sie bekamen aber keine Genehmigung, weil auf dem Platz beim Backofen ganz viele alte Rüstern (Ulmen) standen. Und die waren damals schon unter Naturschutz. Luise konnte sich erinnern, dass man 3 erwachsene Leute brauchte, um den Stamm mit den ausgestreckten Armen zu umspannen. Es durfte nicht einmal ein Holzschuppen am Backhaus gebaut werden. Darum haben sie immer provisorisch ein Dach aus Reetbündeln über das Holz gestellt. Und vor dem Backofen wurden bei schlechtem Wetter zwei Binderlaken zwischen den Bäumen aufgespannt, damit die Frauen im Trockenen arbeiten konnten, und vor allem auch die Brote nicht nass wurden.
Nachdem in der Küche ein neuer großer Herd gesetzt worden war, wurden einzelne Kuchen dann auch im Backofen in der Küche gebacken. Der Herd ging über die ganze Küchenseite, es hatten ca. 10 Töpfe und Pfannen darauf Platz. Er konnte von verschiedenen Seiten befeuert werden, so entstanden unterschiedlich heiße Zonen. Seit sie den neuen Herd hatten, konnte Hannes morgens immer seine warme Frühstücksmilch mit Honig ins Hauptfeuerloch kippen, ohne dass etwas passierte. Vor allem, ohne dass Luise etwas bemerkte. Die Mädchen haben ihn nie verpetzt.
Zu der Zeit sind auch alle anderen Öfen im Haus neu gebaut bzw. umgesetzt worden. Sie haben alle eine Backröhre bekommen. Beide Stuben, das Schlafzimmer, die drei Räume im Altenteil und das Zimmer von Paul Lück, dem Arbeitsmann.
Unter dem neuen Stall war ein Rübenkeller gebaut worden. Dadurch brauchte man im strengen Winter nicht an die Rübenmieten, was sehr viel Arbeit erspart hat. Es passten mehr als 20 Wagen mit ca. 40 Zentnern Rüben hinein.
Da Friedrich und Therese Meyer ja schon früh verstorben waren, wurde das Altenteil vermietet.
Zunächst wohnte Lehrer Fredrich dort, bis er geheiratet und in der Siedlung gebaut hat.
Dann hat Frau Hertel aus Berlin zwei Zimmer gemietet. Ihre Tochter Frau Bettermann war auch oft da. Außerdem kam ihr Mann im Urlaub nach Hitzdorf. Er war Frontfotograf und hat sehr viele der Fotos gemacht.
Hinten v. l.: Fritz, Anneliese und Vater Robert Fenske aus Hamburg, Luise , Fr. Bettermann;
sitzend: Hedwig Boenke, Grete Boenke, Frau Hertel, vorne Hannes und Hans Boenke.
Das dritte Zimmer hat zuerst Frau Zander, die Schwester von Richard Grams bewohnt. Nach ihrem Auszug wurde der Flur zur Küche umgebaut und Grete Grams ist mit ihrer Tochter eingezogen. Es sollte eigentlich nur vorübergehend sein, aber als sie sich dann an die Wasserleitung gewöhnt hatte, wollte sie gar nicht wieder ausziehen.
Im Herbst 1942 wurden nämlich in allen Wohnungen und Ställen Wasserleitungen verlegt. Außerdem musste unter der Küche nachträglich ein Keller für den Druckkessel gebaut werden. Der Boden auf dem Hof war extrem schwer, es war blauer Ton. Die Franzosen haben sehr hart arbeiten müssen. Darum hat Helmut alle Leitungsgräben mit Kies aus der Sandkuhle vom Dorfeingang auffüllen lassen. Es sollte nie wieder jemand so schwer arbeiten müssen, um an die Leitungen heran zukommen.
1942 war ohnehin ein sehr arbeitsreicher Herbst. Fritz wurde zur Marine eingezogen, und neben dem Bau der Wasserleitung mussten die Ernte- und Feldarbeiten für Seeberg übernommen werden. Dort waren alle 5 Pferde zu alt für die schweren Arbeiten, neue Pferde konnten sie nicht kaufen. Helmut, Hannes, Willi und Richard Krause von Richardshof haben sich die Arbeiten geteilt. Der Kartoffelroder war zu schwer für die alten Pferde, pflügen und drillen musste auch übernommen werden.
Rüben und Kartoffeln mussten zum Bahnhof gefahren werden und auf Seeberg hatten sie immer sehr viele Kartoffeln. Diese Fuhren mussten fast ausschließlich Hannes und Richard übernehmen. Für Hannes hatte das natürlich auch die Konsequenz, dass er vom Unterrciht befreit werden musste, während Hans Boenke von Seeberg nie mitgearbeitet hat. Die leichteren Arbeiten konnten die Seeberger mit ihrem 15-PS-Trecker selbst machen. Dann haben sie zum Winter aber wieder ein junges Pferd aus Plagow bekommen. Das konnte allein aber auch nicht viel schaffen und weil es dann auch bald keinen Treibstoff für den Trecker mehr gab, mussten die Hitzdorfer und Richardshof weiter die schweren Arbeiten von Seeberg übernehmen. Später auch die Rüben nach Arnswalde zur Zuckerfabrik fahren, als es von der Bahn keine Wagons mehr dafür gab.
Hannes musste ab 1942 auch viel mehr auf dem Hof arbeiten. Jeden Nahmittag hat er mit Alfred Meier zusammen einen ganzen Wagen voll Rübenblätter für die Schweine geholt. Dann musste er die Kühe füttern und oft noch beim Melken helfen.
Und er musste auch oft allein los zum Fischen, meistens zu den Seen bei Roskatenwerder und Kühnemühle. Helmut oder Paul Lück haben ihn mit den Netzen hingefahren und er hat dort mehrere Tage bei der Inspektorenfamilie Tabbert gewohnt. Die Leute zum Fischen mussten die beiden Güter stellen. Helmut konnte nicht so lange vom Hof weg und Paul konnte mit seinen Händen nicht fischen.